Wie funktionieren Kreise?
In Kreisen zu arbeiten ist ein Weg für kollektiv geführte Organisationen, ihre Teams zu strukturieren, ohne eine Machtzentrale zu erschaffen. Was aber braucht es, außer Teams in Kreise umzubenennen?
Ein gemeinsamer Purpose
Anders als in einem “herkömmlichen Team”, startet ein Kreis mit einem gemeinsamen Purpose. Ein Kreis verfolgt das gleiche Warum und alle Rollen, die in einem Kreis arbeiten, streben gemeinsam nach diesem Warum. Die Bezeichnung Kreis spiegelt dabei, dass alle Rollen im Kreis auf Augenhöhe miteinander arbeiten und gleich gestellt sind. Es gibt keinen Chef / Chefin, die für alles gefragt werden muss.
Ein gemeinsames Ziel
Es bietet sich an, ein oder mehrere gemeinsame Ziele im Kreis zu entwickeln bzw. immer wieder neu zu entwickeln, so dass klar ist, woran gearbeitet wird und wie Prioritäten gesetzt werden. Damit einher geht auch, dass es eine klare Absprache im Kreis gibt, wie der Kreis entscheidet, wer woran arbeitet. Welche regelmäßigen Meetings müssen dazu durchgeführt werden und wer braucht wofür welche Informationen von wem?
Kollektive Führung
Da es keine einzelne Führungskraft gibt, muss Führung explizit gemacht werden. Das Team muss sich auf verschiedene Führungsrollen, -Strukturen und -Funktionen einigen. Gerade zu Beginn ist das viel Arbeit, schafft aber auch ebenso viel Zufriedenheit. Es lässt eine einheitliche Erwartungshaltung entstehen, gibt jeder Person die Chance, mitzuwirken und sich einzubringen und Führung kann so verteilt werden, dass sie den Kompetenzen entspricht. Welche Führungsrollen es gibt und wie sie sich von Standardrollen unterscheiden, erfährst du in unserem Artikel: “Wie viel Führung und Management braucht es in kollektiv geführten Teams?”
Welche Rollen braucht ein Kreis?
Ein Kreis setzt sich aus verschiedenen Rollen zusammen. Jede Rolle hat ihren eigenen Purpose und kann sich dem Purpose des Kreises anschließen. Sie gehört dann in einen Kreis, wenn sie mitentscheiden soll. Wenn sie lediglich eine beratende Funktion hat, kann sie auch einfach von einem anderen Kreis ausgeliehen werden. Es kann auch einen Service-Kreis geben, z.B. müsste nicht jeder Kreis einen Finanzexperten haben, der die Wirtschaftlichkeit im Blick behält, wenn es eine Rolle gibt, die das für jeden Kreis erledigt. Wenn die Rolle allerdings mit einer Entscheidungsbefugnis ausgestattet werden soll, wie beispielsweise “Ausgaben-Stopp” sollte sie doch mit in den Kreis.
Welche Meetings braucht ein Kreis?
Ein Kreis muss in vier verschiedenen Bereichen funktionieren. Im Operativen Bereich findet alles statt, was dazu gehört, dass die Arbeit gut erledigt werden kann. Dazu gehören beispielsweise Synchronisations-Meetings. Im Governance Bereich wird die Meta-Ebene betrachtet. Dazu gehört, wie die Arbeit erledigt wird: Welche Rollen brauchen wir (noch), wie stellen wir sicher, dass wir unsere Ziele erreichen, den Purpose verfolgen usw.
Auch die persönlichen Bereiche solltet ihr im Kreis im Blick behalten. Die persönliche Weiterentwicklung sollte einen Rahmen erhalten, genau wie die “Wir-Ebene”. Ein wöchentliches Kaffeetrinken - geht auch digital - stärkt das Wir-Gefühl und man behält die Lust auf die Zusammenarbeit mit den Kolleg:innen.
Grundsätzlich muss sich der Kreis die Frage stellen “Was brauchen wir in unserem Kreis, um gut miteinander zu arbeiten, motiviert zu bleiben und uns wohlzufühlen?” Eine Grundlage, die hier auf jeden Fall installiert werden sollte ist es, Spannungen einzubringen. Das kann ein Konflikt sein, ein persönliches Problem, ein Verbesserungsvorschlag usw. Eine Spannung bringt immer einen Änderungswunsch mit sich. Gerade in Teams, die sehr harmoniebedürftig sind, haben häufig Schwierigkeiten Spannungen zu adressieren. Ein festes Meeting, positiv “verpackt” mit klaren Regeln kann hier schon ein guter Schritt sein.
Sonstige Meetings, die gerne installiert werden sind das Weekly oder Daily (Synchronisationsmeeting), Retros & Reviews und das Governance Meeting, in dem ihr Strukturen und Prozesse besprecht.
Wie entscheidet euer Kreis?
In eurem Kreis sollte es eine klare Regelung dazu geben, wer was wie entscheiden darf und kann. Ziel ist es, jeder Person möglichst viel Autonomie zu gewähren und gleichzeitig eine gute Entscheidungsqualität zu sichern. Entscheidungen trefft ihr den ganzen Tag. Es muss klar sein, für welche Art von Entscheidung man vorher noch jemanden fragen muss und was man alleine entscheiden darf. Stichworte hier sind natürlich Urlaubstage, Home Office, Arbeitszeiten, Kundenkommunikation, Verträge unterzeichnen, Lieferanten wechseln, Betrag x für Anschaffung y usw.
Je mehr Sicherheit im Team dazu besteht, was wie entschieden werden kann, desto schneller wird gearbeitet und desto dynamischer kann das Team reagieren. Welche Entscheidungsregelungen es für kollektiv geführten Teams gibt, erfährst du hier: “Entscheidungsfindung in der Selbstorganisation - machen alle was sie wollen?”